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Beitrag vom 14.05.2004
Der Prinz & Ich. Regie Martha Coolidge
Anne Winkel
Was sich liebt das neckt sich. Oder: wie persönliche Karriereambitionen, Mann und Königintitel in Einklang gebracht werden. Eine Romanze mit Julia Stiles und Newcomer Luke Mably in den Hauptrollen
Paige Morgan (Julia Stiles) ist Amerikanerin und lebt in ihrer Heimat Wisconsin. Für ihre Zukunft hat die Collegestudentin genaue Pläne. Sie möchte Medizin studieren und als "Ärztin ohne Grenzen" die Welt bereisen. Auf einer Landkarte in ihrem Zimmer hat sie mit grünen Fähnchen die vielen Städte markiert, die sie noch sehen möchte und mit roten Fähnchen die wenigen Gegenden, die sie bereits besucht hat. Von der Ehe will Paige nichts wissen. Während ihre Freundinnen von einem späteren "Prince Charming" träumen und sich anstrengen, auf einer Hochzeit den Brautstrauß zu fangen, ist Paige damit beschäftigt, ihr Studium zu meistern und möglichst viel Geld als Kellnerin in einer Collegebar zu verdienen.
Edvard Valdemar (Luke Mably) ist Kronprinz und zukünftiger König von Dänemark. In seiner Heimat macht er hauptsächlich mit riskanten Autorennen und weiblichen Bekanntschaften Schlagzeilen. Nachdem Edvard im Fernsehen einen Spot über freizügige Collegestudentinnen in Wisconsin gesehen hat, beschließt er, ein Auslandsemester in den USA zu absolvieren.
Schicksal oder nicht - In Wisconsin kreuzen sich schnell und gleich mehrmals die Wege des Kronprinzen und der ambitionierten Studentin. Bei der ersten Begegnung entgeht Paige nur knapp den Fahrkünsten von Edvards Chauffeur. Das zweite Aufeinandertreffen in Paiges Arbeitsstelle führt dazu, dass Eddie (wie sich Edvard im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nennen lässt) die Kellnerin höflich bittet, ihr T-Shirt auszuziehen. Von Türstehern wird Eddie gemeinsam mit seinem ständigen Begleiter, dem Stallmeister Soren (Ben Miller), aus der Kneipe geworfen. Am nächsten Tag sitzt der ungehobelte junge Prinz ausgerechnet in Paiges Chemiekurs und wird zu allem Überfluss ihr Laborpartner.
Doch natürlich findet auch in diesem Film das Sprichwort "was sich liebt, das neckt sich" seine vollendete Umsetzung. Trotz vordergründiger Antipathie lädt Paige den dänischen Austauschstudenten zum Thanksgivingfest mit ihrer Familie ein. Paiges Eltern bewirtschaften eine Farm und so bieten sich dem unerfahrenen Prinz einige Gelegenheiten, am "wahren" Leben teil zu haben. Er melkt Kühe, mistet Ställe aus und frisiert schließlich den Motor eines Traktors um am traditionell-dörflichen Rennen die besten Gewinnchancen zu sichern. Nach dem Wettkampf wird Eddie durch eine Art Naturburschenrangelei leicht verletzt, was der angehenden Medizinerin die Gelegenheit bietet, ihre ärztlichen Fähigkeiten zu erproben. Die Blicke der Streithähne treffen sich - es kommt zum Kuss.
Zurück im Unialltag können die Verliebten nur schwer voneinander lassen. In der Bibliothek werden sie schließlich von Paparazzi hinter einem Regal in eindeutiger Pose abgelichtet. Paige läuft davon, der Prinz hinterher. Trotz Eddies folgender Beteuerung seiner Liebe kann Paige ihm das Verschweigen seiner adeligen Herkunft nicht verzeihen. Sie konzentriert sich lieber auf ihre bevorstehende Shakespeare-Prüfung. Doch während Paige der Prüfungskomitee ihre Interpretation eines Sonetts darlegt, verstrickt sie sich immer mehr in ihre eigene Gefühlslage und stürmt schließlich (unter Zustimmung der weiblichen Professoren) aus der Prüfung.
Paige packt ihre Koffer und fliegt nach Dänemark. In Kopenhagen angekommen, fährt die Amerikanerin mit dem Taxi zum königlichen Palast. Seltsam, dass sie weder vom Taxifahrer, noch von Fans der königlichen Familie erkannt wird, obwohl ihr Foto die großen dänischen Tageszeitungen säumte. Wie zufällig steckt der Wagen plötzlich im Stau. Die Straßen sind blockiert wegen eines öffentlichen Auftritts der Königsfamilie. Paige steigt aus, kämpft sich heldinnenhaft durch die fähnchenschwingende Menge und ruft hinter einer Absperrung stehend mehrmals nach ihrem Traumprinz. Endlich werden umstehende DänInnen auf sie aufmerksam und identifizieren sie lautstark als Paige Morgan. Nun sieht auch Eddie zu Pferd seine Angebetete. Freudig überrascht - doch unerschrocken - reitet der stattliche Königssohn zu seiner Herzensdame, zieht sie zu sich aufs Pferd und galoppiert durch das jubelnde Dänenvolk mit ihr davon.
Der Film könnte hier zu Ende sein, doch wie es sich für eine anständige Geschichte zwischen bürgerlichem und königlichem Milieu gehört, wartet da noch die böse, um die Zukunft ihres Landes besorgte Schwiegermutter in spe. Ob Farmerstochter Paige sich als Königin eignet? Und was wird aus ihrer Karriere als Ärztin?
Die FilmemacherInnen (allen voran Regisseurin Martha Coolidge und Produzent Mark Anim) hatten das ehrgeizige Ziel, einen authentischen Film zu schaffen. "Wir wollten einen Film über Träume machen und über die Erfüllbarkeit von Wünschen. Und so plausibel, dass das Publikum glauben wird, dass all das wirklich passieren könnte", so Mark Anim. Doch wer Farmszenen auf einem echten Bauernhof dreht und wirklichkeitsgetreue Kostüme wählt, hat leider noch keine Garantie für Authentizität. Und dass auch in der "Realität" in den letzten Jahren vermehrt Ehen zwischen Adeligen und Bürgerlichen geschlossen wurden, heißt noch lange nicht, dass ein Film über solche (Ausnahme)-Begebenheiten die Herzen und den Verstand der ZuschauerInnen erreichen wird.
Aviva-Tipp: Der Prinz & Ich, der seinen Titel ausnahmsweise keiner deutschen Übersetzungsspitzfindigkeit zu verdanken hat (Originaltitel: "The Prince & Me"), ist wirklich nur für die hartgesottensten romantischen Seelen zu empfehlen. Von wehenden Fähnchen, einem tollkühnem Reiter, der mißtrauischen Schwiegermutter, einem Liebesgeständnis im Platzregen, dem Kindheits-Prinzessinen- und Karrieretraum, sowie der ersten und wahren Liebe ist alles dabei, was die Schublade des Kitsch so zu bieten hat. Leider handelt es sich hierbei nicht um die Sorte Kitsch, die zu freudigen Seufzern anregt, sondern eher um die Art von Rührseligkeit, die zu peinlich-berührtem noch-tiefer in den Kinosessel Rutschen führt.
Martha Coolidge ist eine "anerkannte und im Kollegenkreis respektierte Regisseurin", was die Wahl zur ersten weiblichen Präsidentin des "Directors Guild of America" beweist. Coolidge ist außerdem Trägerin der höchsten Auszeichnung der DGA, dem "Robert B. Aldrich Award", sowie des "Women in Film Crystal Award". Ihre Filmografie (die 1972 beginnt) umfasst 17 Titel, darunter u. a. "Valley Girl" (mit dem deutschen Zusatz-Untertitel "Das Mädchen und der heiße Typ", 1983), "Die Lust der schönen Rose" (1991) und "Das Geheimnis der drei Wünsche" (1995).
Der Prinz & Ich
USA 2003, Länge: 110 Minuten
Regie: Martha Coolidge
DarstellerInnen: Julia Stiles, Luke Mably, Ben Miller, Miranda Richardson, James Fox
Kinostart: 20. Mai 2004